El Torcal – der uralte steinerne Garten im Herzen Andalusiens

Das Naturschutzgebiet El Torcal in der Provinz Málaga gehört zu den beliebtesten Ausflugszielen in Andalusien. Die in Millionen von Jahren geformten Karstformationen zählen zu den außergewöhnlichsten Naturschauspielen in ganz Europa.
Betrachtet man die aus ovalen Felsplatten geschichteten, in ihrem filigranen Aufbau fast den Regeln der Physik trotzenden Karstsäulen des gut 1170 Hektar großen Gebietes wenige Kilometer südlich der 40.000 Einwohnerstadt Antequera („Herz von Andalusien“), so könnte man fast vermuten, dass sich diese nicht innerhalb von Millionen von Jahren durch Erosion und Verwitterung gebildet haben, sondern vielmehr von mystischen Riesen wie Spielzeugburgen aufeinander gestapelt wurden.

Kaum zu glauben, dass hier oben einmal ein Meer alles überdeckte, aus dessen Muscheln sich Kalkablagerungen bildeten, welche sich zu den Felsungetümen auftürmten.

Die teils skurril anmutenden Karstformationen aus bis zu 150 Millionen Jahre altem Kalkstein wirken dabei mitunter wie Außenkulissen eines Fantasy- oder Science-Fiction-Films. Sie ähneln den Steinskulpturen im amerikanischen Brice Canyon, die dort allerdings orangerot schimmern.

Gemäß ihrer pittoresken Erscheinung tragen die einzelnen Steinformationen im El Torcal zum Teil recht fantasievolle Namen wie etwa el Cáliz (der Blütenkelch), el Dado (der Würfel), el Tornillo (die Schraube), el Sombrerillo (das Hütchen) und Callejón Oscuro (dunkle Gasse) oder Callejón del Tabaco (Tabakgasse).

Als hätten Riesen in grauer Vorzeit mit großen Steinen gespielt

In den unzähligen Höhlen und Felsspalten des El Torcal lassen sich auch teilweise steinzeitliche Zeichnungen und Ritzungen bewundern, die auf eine sehr frühe Besiedlung schließen lassen. Zerklüftete Felsen, tiefe Schluchten und vom kontinuierlichen Wind sowie von seltenem, aber heftigem Regen, Schnee und Eis ausgewaschene Bassins ziehen jedes Jahr mehr als 100.000 Besucher in die Gegend in der Nähe des kleinen Dorfes Villanueva de la Concepción mit seinen ca. 3.000 Einwohnern. Dort finden Besucher auch Unterkünfte, Restaurants, einen Campingplatz und das Besucherzentrum mit zahlreichen Informationen bezüglich der Region.

Geier, Füchse, Dachse und Schlangen im Wald aus Stein

Seit 1989 genießt das streckenweise einer Mond- oder Planetenlandschaft gleichende Naturschutzgebiet des »Paraje Natural Torcal de Antequera« den offiziellen staatlichen Status einer geschützten „Naturgegend“. Dieses Prädikat verdankt El Torcal nach einhelliger Meinung zahlreicher botanischer, geologischer und zoologischer Experten seiner vielseitigen beeindruckenden Geologie, Fauna und Flora, die sich in der abgeschiedenen Region über sehr lange Zeit nahezu unbehelligt erhalten und entwickeln konnten.

So leben dort zahlreiche Vogelarten wie etwa diverse Geierarten und Uhus, typische Felsentiere wie Bergziegen und Steinböcke. Doch auch kleinere Raubtiere wie Dachse, Wiesel und Füchse sind häufig unterwegs auf Jagd, so etwa nach Eidechsennattern und anderen Reptilien.

Wenig Wasser macht widerstandsfähig

Die typischen Pflanzen vor Ort sind speziell diejenigen, welche über lange Zeit mit wenig Wasser und Feuchtigkeit sowie auf steinigem und felsigem Untergrund gedeihen können. So wachsen dort zum Beispiel Steineichen und portugiesische Eichen, Cornicabra-Oliven- und Ahornbäume, Palmlilien, wilde Orchideen und Gräser, Pfingstrosen, Mehlbeerengewächse, verschiedene Aloe-Arten und andere ausdauernde Pflanzen, aus Wasser speichernden Fasern.

Ihre volle Blütenpracht entfalten diese vorrangig im Frühjahr und zu Beginn des danach sehr heißen Sommers, somit sind die besten Reisezeiten speziell für Wanderer auch die Monate März bis Juni sowie September bis Dezember.

Wandern in El Torcal

Zu diesen Jahreszeiten kann man auch die beiden unterschiedlich anspruchsvollen Wanderwege des El Torcal am besten erkunden. Die grüne Route (1,5 Km) und die gelbe Route (2,5 Km) sind durch gut sichtbare Wegmarkierungen an entsprechend markierten Holzpfählen gut zu erkennen. Auf der Strecke der gelben Route liegt der empfehlenswerte Aussichtspunkt Las Ventanillas (die Fenster) in 1.200 Meter Höhe, von wo du einen fantastischen Blick über die Provinz Málaga hast.

Diese Wanderung solltest du nur bei absolut wolkenlosem Himmel unternehmen. Auch kleine Wolken stauen sich plötzlich am Gipfel des El Torcal und du verlierst im Nebel sofort die Orientierung.

Es gibt noch einen dritten Weg durch El Torcal, der aber für Besucher gesperrt ist. Allerdings werden an den Wochenenden geführte Touren mit ortskundiger Begleitung auf der roten Route für 8 Euro. Wenn du daran teilnehmen willst, musst du dich beim Besucherzentrum (Centro de visitantes de El Torcal de Antequera) dafür anmelden. Die rote Route ist ca. 4,5 km lang und besitzt mit 1.400 Meter den höchsten Punkt in El Torcal, von dem du den gesamten Park und bei entsprechender Wetterlage sogar die afrikanische Küste sehen kannst.

El Torcal Anfahrt

Mit dem Auto von unserem Haus „Cortijo Los Capitos“ sind es nur 66 km bis in den Naturpark El Torcal. Der schnellste Weg führt über die A-356 in Richtung Antequera. Dann fährst du auf die MA-3404 und biegst nach rechts ab auf die A7075. Wenn du das kleine Dorf Villanueva de la Concepción passiert hast, schlängelt sich die Straße die letzten 3 km hinauf zur Einfahrt zum El Torcal.

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